Bericht von Otto Christian Ludwig Viktor Stegemann (1862 - 1941)
"Als ich zum Regiment [in Zwickau] zurückkam, wurde ich Adjutant und untersuchungsführender Offizier des III. Bataillons. Als im Jahre 1888 zwei Kaiser ihre Augen für immer schlossen, mußten wir beide Male große Trauer anlegen, wobei alle glänzenden Teile der Uniform wie Achselstücke, Portepee, Schärpe, Kokarde und Helmzier mit schwarzem Flor überzogen wurden.
Ende 1888 wurde ich Premierleutnant und trat damit in den Frontdienst zurück ...
... Im Herbst 1889 hatten wir das erste Kaisermanöver
vor dem jungen Kaiser [Wilhelm II.]. Ich war für die Tage nach der
Parade als Adjutant des Majors von Hartmann nach Ostrau kommandiert, um
für die Unterbringung des Kaiserlichen Marstalls und der zahlreichen
Pferde der verschiedenen Fürsten und des Gefolges und der fremden
Militärattaches usw. sowie für Freihaltung des Bahnhofs und der
Anmarschstraßen zu sorgen. Auf diesem Bahnhofe liefen drei Tage hintereinander
die Sonderzüge des Großen Generalstabes und des Gefolges sowie
der Kaiserliche Sonderzug mit den sämtlichen Fürsten ein, und
hier stiegen der Kaiser und alle Angekommenen zu Pferde. Für den Kaiser
hatten wir, verdeckt durch ein künstliches Gehölz aus Tannen,
eine besondere Rampe gebaut, damit sein Aufsteigen aufs Pferd, das durch
das Gebrechen am linken Arm nicht vom Erdboden aus erfolgen konnte, unbemerkt
vor sich ging. Da auf dem Bahnsteig außer dem Bahnhofsvorsteher,
dem Major von Hartmann und mir beim Aussteigen des Kaisers aus dem Zuge
niemand anwesend war und wir uns jedes Mal dienstlich meldeten, habe ich
damals die Ehre und den hohen Vorzug gehabt, daß mir der Kaiser täglich
die Hand reichte und sie so drückte, daß ich hätte "Au!"
rufen können ..."
Erstellt am : 24.01.2002
Last Update : 24.01.2002